Freiburger Fragebogen zur Achtsamkeit FFA
Nina Buchheld-Rose und ich haben vor einigen Jahren in Freiburg einen Fragebogen zur Achtsamkeit entwickelt, den Freiburger Fragebogen zur Achtsamkeit - FFA [1, 2]. Wir haben ihn dann mit der Hilfe von Paul Grossman ins Englische übersetzt (Freiburg Mindfulness Inventory - FMI) [3]. Anhand einiger weiteren Studien und eines grösseren Datensatzes haben wir in nochmals validiert und eine Kurzform konstruiert [4]. Diese Kurzform ist mittlerweile in mindestens 8 Sprachen übersetzt, soweit wir sehen (Französisch, Japanisch, Hindi, Englisch, Spanisch, Portugiesisch, Thai, Polnisch) und wird weltweit viel verwendet. Das liegt vermutlich daran, dass der Fragebogen psychometrisch relativ gut ist, leicht einsetzbar und vor allem nichts kostet. Das soll auch weiter so bleiben. Daher stellen wir ihn hier öffentlich zum Download zur Verfügung, sowie die ursprünglichen und die kurzen Versionen des Fragebogens selber und eine kurze Scoring-Anleitung, die selbsterklärend sein sollte. Von einigen anderen Arbeiten [5-7], die dessen Validierung oder Anwendung beschreiben, können wir nur manche Arbeiten zum Download zur Verfügung stellen; die anderen verschicken wir gerne auf Anfrage.
Man sieht an diesen Daten: man kann mit dem FFA Achtsamkeit messen, wenn man die Kritik, die Paul Grossman geübt hat [8], mit bedenkt. Denn das Konzept wird von Menschen, die Meditationserfahrung haben ganz anders verstanden als von solchen Menschen, die keine haben. Daher kann es durchaus zu paradoxen Effekten kommen, wenn Menschen ganz am Anfang einer Meditationsschulung gefragt werden und nach einer Weile. Diese Effekte sind in der Gesundheitspsychologie und in der Psychometrie bekannt als Response Shift und schwer zu vermeiden [9].
Solange man also mögliche Einschränkungen im Blick behält, lässt sich der FFA gut anwenden und ist vor allem zur interindividuellen Veränderungsbeschreibung nützlich. Er hat sich als sensitiv gegenüber Veränderungen herausgestellt, trennt Menschen mit Meditationserfahrung von solchen ohne relativ verlässlich und bildet steigende Achtsamkeit durch Interventionen ab.
Die Rasch-Analyse des Fragebogens [6] hat gezeigt, dass das negativ gepolte Item instabil ist. Daher wäre vielleicht eine noch kürzere Version ohne dieses Item durchaus sinnvoll. Wer den Fragebogen so verwenden will, kann das tun, sollte dann aber sicherheitshalber nochmals seine eigene Psychometrie rechnen.
Wir freuen uns darüber, wenn uns Anwender ihre Erfahrungen mitteilen, Publikationen schicken, oder die Daten zur Verfügung stellen. Dann könnten wir nämlich irgendwann einmal eine sehr robuste psychometrische Auswertung durchführen.
Wir werden immer wieder gefragt, ob es Eichdaten gibt. Nein, die gibt es nicht. Aber man kann anhand der von uns erhobenen und in der Literatur mittlerweile zahlreich vorhandenen Stichproben und ihrer Beschreibung einigermassen einordnen, in welchem Spektrum sich Menschen aus der eigenen Stichprobe befinden.
Viel Spass bei der Anwendung.
[1] Buchheld, N., & Walach, H. (2002). Achtsamkeit in Vipassana-Meditation und Psychotherapie. Die Entwicklung des "Freiburger Fragebogens zur Achtsamkeit". Zeitschrift für Klinische Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie, 50, 153-172.
[2] Buchheld, N. (2000). Achtsamkeit in Vipassana-Meditation und Psychotherapie: Die Entwicklung des Freiburger Fragebogens zur Achtsamkeit (FFA). Frankfurt: Peter Lang Verlag.
[3] Buchheld, N., Grossman, P., & Walach, H. (2001). Measuring mindfulness in insight meditation (vipassana) and meditation-based psychotherapy: The development of the Freiburg Mindfulness Inventory (FMI). Journal for Meditation and Meditation Research, 1, 11-34.
[4] Walach, H., Buchheld, N., Buttenmüller, V., Kleinknecht, N., & Schmidt, S. (2006). Measuring mindfulness - The Freiburg Mindfulness Inventory (FMI). Personality and Individual Differences, 40, 1543-1555.
[5] Kohls, N., Sauer, S., & Walach, H. (2009). Facets of mindfulness. An online study investigating the Freiburg Mindfulness Inventory. Personality and Individual Differences, 46, 224-230.
[6] Sauer, S., Walach, H., Offenbächer, M., Lynch, S., & Kohls, N. (2011). Measuring mindfulness: A Rasch analysis of the Freiburg Minfulness Inventory. Religions, 2, 693-706.
[7] Kohls, N., Walach, H., & Lewith, G. (2009). The impact of positive and negative spiritual experiences on distress and the moderating role of mindfulness. Archive for the Psychology of Religion, 31, 357-374.
[8] Grossman, P. (2008). On measuring mindfulness in psychosomatics and psychological research (invited commentary). Journal of Psychosomatic Research, 64, 405-408.
[9] Güthlin, C. (2004). Response Shift: alte Probleme der Veränderungsmessung, neu angewendet auf gesundheitsbezogene Lebensqualität. Zeitschrift für Medizinische Psychologie, 13(4), 165-174.