Schlaf und Demenz-Risiko

Guter Schlaf ist ein Garant unseres Wohlbefindens. Mehr und mehr Untersuchungen belegen, dass Schlafstörungen allerdings auch langfristige Effekte auf die menschliche Gesundheit haben und insbesondere das Risiko für eine spätere Demenz erhöhen können.

So zeigten Studien an Mäusen, dass eine geringe Schlafqualität die Konzentration der an der Pathologie der Alzheimer Krankheit beteiligten Proteine amyloid-ß (Aß) und tau im Gehirn erhöhen [1]. Eine neuere Studie mit 17 gesunden Erwachsenen (Alter: 46-65 Jahren) bestätigt und spezifiziert diese Daten [2]. Die Störung des Tiefschlafs (auch: langsam-welliger Schlaf oder Delta-Schlaf), nicht jedoch eine verkürzte Schlafdauer oder geringe Schlafeffizienz erhöhen die Konzentration von Aß in der Cerebrospinalflüssigkeit, während die allgemeine Schlafqualität mit der tau-Konzentration korreliert ist.

Systematische Reviews und Meta-Analysen von Beobachtungsstudien unterstützen den vermuteten Zusammenhang weiter und belegen, dass Schlaflosigkeit und Atmungsstörungen im Schlaf zu einem erhöhten Demenzrisiko führt, wobei sich die Studien bislang uneins sind, ob das nur für Morbus Alzheimer oder alle Demenztypen gilt [3, 4]. Die Messung von Schlafstörung über Selbstbeurteilung und die Nicht-Berücksichtigung relevanter Störfaktoren müssen in künftigen Untersuchungen, so die Autoren der Meta-Analysen, vermieden werden, um verlässlichere Daten zu erhalten.

Schlafstörungen erhöhen jedoch nicht nur das Demenzrisiko, denn das Wirkverhältnis ist gegenseitig: Demenzen gehen häufig mit Schlafstörungen einher [5, 6]. Schlaf und neurodegenerative Erkrankungen könnten demnach einander auf noch nicht vollständig verstandene Art und Weise gegenseitig bedingen, was für Diagnose, Therapie und Prävention der Krankheit Auswirkungen unbekannter Magnitude mit sich führt. Schlafstörungen sollten von den Betroffenen ernst genommen und als Teil eines ganzheitlich gesunden Lebensstils verstanden und mit dem Hausarzt oder Schlafmediziner besprochen und therapiert werden. Carpe noctem.



1.Ju, Y.-E.S., B.P. Lucey, and D.M. Holtzman, Sleep and Alzheimer disease pathology - a bidirectional relationship. Nat Rev Neurol, 2014. 10(2): p. 115-119.

2.Ju, Y.-E.S., et al., Slow wave sleep disruption increases cerebrospinal fluid amyloid-β levels. Brain, 2017. 140(8): p. 2104-2111.

3.Shi, L., et al., Sleep disturbances increase the risk of dementia: A systematic review and meta-analysis. Sleep Medicine Reviews, 2017.

4.Almondes, K.M.d., et al., Insomnia and risk of dementia in older adults: Systematic review and meta-analysis. Journal of Psychiatric Research, 2016. 77: p. 109-115.

5.Bombois, S., et al., Sleep disorders in aging and dementia. The journal of nutrition, health & aging, 2010. 14(3): p. 212.

6.Flo, E., et al., Joint Occurrence of Pain and Sleep Disturbances in People with Dementia. A Systematic Review. Current Alzheimer Research, 2017. 14(5): p. 538-545.